«Bodenständig, wie das Seilziehen eben ist»

In gut einer Woche beginnt auf dem Campus Sursee in Oberkirch die vom Seilziehclub Ebersecken organisierte Weltmeisterschaft. OK-Präsidentin Ida Glanzmann blickt zurück auf lange und intensive Vorbereitungsarbeiten und voraus auf einen hoffentlich stimmungsvollen Grossevent.

Ida Glanzmann, nächste Woche ist es so weit und die Seilzieh-WM auf dem Campus Sursee wird eröffnet. Was löst das in Ihnen aus?

In erster Linie grosse Vorfreude. Viele Personen haben in den vergangenen Wochen und Monaten enorm viel Herzblut und Zeit in die Organisation dieses Grossanlasses investiert. Nun freuen wir uns, dass es endlich losgeht. Und wir haben allen Grund dazu: Die Vorbereitungsarbeiten sind absolut auf Kurs. Wir haben alles unternommen, um den Athletinnen und Athleten sowie Fans aus aller Welt eine tolle WM zu bereiten.

Also sind im Endspurt der Vorbereitungen keine organisatorischen Feuerwehrübungen mehr nötig?

Bei einem Anlass in diesen Dimensionen gibt es kurz vor der Eröffnung immer noch das und jenes, was unplanmässig noch erledigt werden muss. Aber wir haben bisher keine grossen, nicht zu bewältigenden Überraschungen erlebt. In diesem Zusammenhang danke ich allen im OK und Sub-OK involvierten Personen. Was sie in den vergangenen Monaten auf ehrenamtlicher Basis geleistet haben, ist schlicht grandios.

Welches waren in den letzten Tagen die grössten Herausforderungen?

Ein ganz wesentlicher Punkt war die Sicherstellung der Unterbringung aller fast 1300 Athletinnen und Athleten und ihrer Betreuungspersonen. Das war ein riesiger Posten, den wir aufgrund der laufenden Ausscheidungen in den verschiedenen Ländern und des relativ spät angesetzten Anmeldeschlusses nicht schon weit im Voraus abschliessen konnten. Aber nun haben wir für alle Athletinnen und Athleten und ihre Betreuer eine Unterkunft. Ausserdem dreht sich in diesen Tagen natürlich viel um den Aufbau des Festgeländes. Auch hier sind wir dank vieler fleissiger Helfer und nicht zuletzt dank der Unterstützung des Zivilschutzes auf sehr gutem Weg.

Stichwort Helfer: Viele Organisatoren von Grossanlässen klagten zuletzt über die Herausforderung, genügend Helferinnen und Helfer zu finden. Wie sah und sieht dies bei der Seilzieh-WM aus?

Auch uns sind die Helfer nicht einfach so in Scharen zugelaufen. Die Rekrutierung ist definitiv anspruchsvoller geworden. Nun stehen wir dank der grossen Erfahrung und des enormen Einsatzes unseres Personalchefs Ivo Pfister aber gut da. Er hat über 1300 Helfereinsätze koordiniert, wobei viele Personen mehrere Einsätze leisten. Ein Sonderlob möchte ich in diesem Zusammenhang an die Mitglieder des Seilziehclubs Ebersecken richten. Ihr Engagement ist beeindruckend und auch deshalb sind mittlerweile alle Schichten besetzt. Wer aber gerne noch als Troubleshooter mit dabei wäre, kann sich noch beim Personalchef
melden.

Ein anderer wichtiger Punkt bei einem Anlass dieser Grösse ist die Unterstützung durch Sponsoren. Wie schwierig war es, solche für eine Randsportart wie das Seilziehen zu gewinnen?

Hier gilt ähnlich wie in Bezug auf die Helferinnen und Helfer: Es geht fast nur über persönliche Kontakte. Wir sind frühzeitig auf die Verantwortlichen potenzieller Sponsoren zugegangen, haben ihnen erklärt, was wir machen und was es mit der Seilzieh-WM auf sich hat. Das war ein grosser Aufwand, aber er hat sich gelohnt. Wir haben nur ganz wenige Absagen erhalten und sind entsprechend mit dem erzielten Resultat zufrieden.

Was bewegt ein Unternehmen denn, sich bei der Seilzieh-WM als Sponsor zu engagieren?

Die Gründe dafür sind vielfältig. Aber wir haben gespürt, dass es vielen Unternehmen ein Anliegen ist, nicht nur die grossen, ohnehin bekannten Sportarten zu unterstützen, sondern sich eben auch für eine Randsportart wie das Seilziehen einzubringen. Und immerhin handelt es sich bei unserem Anlass um eine Weltmeisterschaft. Dieses Etikett hat sicher bei der einen oder anderen Firma dazu geführt, sich zu engagieren.

Welche Gegenleistungen können sie als OK den Sponsoren für ihr Engagement bieten?

Ganz ähnliche wie bei anderen Anlässen auch. Neben der Präsenz ihrer Firmennamen auf dem Wettkampfgelände und auf diversen Drucksachen im Vorfeld der WM hatten unsere Spon-soren die Gelegenheit, Tickets zu bestellen, um ihren Angestellten und/oder Kunden das Erlebnis Seilzieh-WM zu ermöglichen. Ausserdem gibt es -einen Sponsoren-Apéro und eine kleine VIP-Zone. Insgesamt wird die WM aber sehr bodenständig, wie das Seilziehen eben ist, umgesetzt. Ein Galaanlass würde nicht zum Wesen der Seilzieherinnen und Seilzieher passen.

Inwiefern mussten sie sich als Organisationkomitee an Vorgaben des Weltverbands respektive des nationalen Verbandes halten?

Der sportliche Teil, inklusive Siegerehrungen, ist bis ins kleinste Detail durchgeplant. In diesem Bereich hat der Weltverband den Lead. Wir als OK leisten Unterstützung, wo es nötig ist und sind verantwortlich dafür, dass der Zeitplan eingehalten wird. Das Programm mit zwölf Kategorien ist gedrängt und wird trotz aller Planung in einigen Momenten sicher Flexibilität und Sponaneität erfordern. In Bezug auf das Rahmenprogramm waren wir dagegen sehr frei.

Diese Freiheiten haben Sie genutzt. An allen Abenden gibt es jeweils nach den Wettkämpfen musikalische Unterhaltung. Ist das üblich bei einer Seilzieh-WM?

Nein, nicht wirklich. Ein grösseres Rahmenprogramm anlässlich einer WM ist eher ein Schweizer Ding. Zuletzt 2011 in Appenzell war das schon so. Bei Weltmeisterschaften in anderen Ländern dagegen wird nach den Wettkämpfen zwar auch zusammengesessen, aber eher im kleinen Rahmen. Wir möchten mit unserem Unterhaltungsprogramm nicht nur Athletinnen und Zuschauer auf dem Festplatz holen, sondern auch die lokale Bevölkerung ansprechen. Bei uns besteht die Möglichkeit, zuerst die faszinierende Sportart Seilziehen kennenzulernen und dann in gemütlichem Rahmen ein tolles Fest zu erleben.

Das heisst, das Rahmenprogramm ist eher auf die Bevölkerung vor Ort als auf die Seilzieh-Fans aus aller Welt ausgerichtet?

Natürlich wollen wir alle interessierten Personen, egal aus welchem Herkunftsland, ansprechen. Aber wir rechnen aufgrund der Erfahrungen früherer Weltmeisterschaften nicht mit Hunderten oder gar Tausenden Fans aus dem Ausland. Wir müssen uns nichts vormachen: Eine Reise in die Schweiz inklusive mehrerer Übernachtungen ist finanziell nicht einfach für jedermann zu stemmen. Dessen sind wir uns bewusst und deshalb hoffen wir sehr auf ein reges Interesse und die Unterstützung der Leute aus der Region und natürlich auf viele Fans der Seilziehvereine aus der Schweiz.

Worauf freuen Sie sich als OK-Präsidentin im Hinblick auf die WM am meisten?

Ein erstes Highlight wird die Eröffnungsfeier mit dem Einmarsch der Athletinnen und Athleten aller 23 Teilnehmernationen am Freitagabend in einer Woche. Es freut mich sehr, dass wir für diesen Anlass Bundesrätin und Sportministerin Viola Amherd gewinnen konnten und sie einige Worte an die Gäste richten wird. Dann bin ich natürlich sehr gespannt auf die sportlichen Wettkämpfe und werde besonders mit den Schweizer Teams mitfiebern. Speziell freue ich mich auf den Wettkampf der KategorieU19, wo mein Neffe Till Hunkeler mit der Schweizer Nationalmannschaft antreten wird.

Was wünschen Sie sich für die Seilzieh-WM 2023 in Oberkirch?

In erster Linie hoffe ich auf einen von A bis Z unfallfreien Anlass und sportlich hochstehende Wettkämpfe. Einen wichtigen Einfluss auf den Publikumsaufmarsch und die Stimmung wird das Wetter haben. Deshalb wünsche ich mir primär trockene Bedingungen und angenehme Temperaturen. Aber wir müssen es letztlich nehmen, wie es kommt. Und dank der grossartigen Arbeit aller Involvierten kann ich sagen: Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet. Das gibt uns allen Sicherheit und lässt die Vorfreude Tag für Tag weiterwachsen.